Montag, 12. Dezember 2011

hello sadness

Untitled by smallcutsensations

ich hatte immer diese aberwitzige vorstellung, dass es besser wäre, alle seine gefühle in einem kokon einzuschließen, sie zu hegen und zu pflegen und, generell, dabei das herz vor allem schaden von außen zu schützen. ständig passiert es, dass ich mir das gegenteil beweise: beim ständigen blutfluss durch mich hindurch, beim unendlichen atmen, beim vor sich hin starren und dem tinitus zuhören. ab und zu rauscht auf der hauptstraße vor dem fenster die bahn vorbei und man hört aktiv dem leben anderer menschen zu. täglich beweise ich mir das gegenteil, oft wünsche ich mir, dass ich da auch mal ein paar tage falsch liege, dass die pessimistische idee, die ich von meinem verhalten habe, sich in rauch auflöst und ich, ja, mich auch einfach mal erholen kann. 
aber es überfordert mich alles. alles - meine haltung, die hilflosigkeit mir selbst gegenüber, die momente, in denen ich wie gelähmt vor mich hinweine, in denen ich in der bahn auf einmal keine luft mehr bekomme, momente, in denen ich die maske vor anderen nicht mehr aufrechterhalten kann. ich bin nicht gut im hilfe annehmen, noch schlechter aber im hilfe finden, vielleicht ist das die höfliche erziehung, vielleicht ist es einfach die überforderung wieder, der fehlende ansatz, der gedanke, dass man sich anderen nicht aufbürden, seine freunde nicht zu seinen therapeuten machen möchte. 

ich will keine medikamente, ich will keine anti-depressiva einnehmen. ich will keine künstlich herbeigeführte veränderung meines zustandes nur durch mein blut, durch chemische prozesse. ich will glücklich sein dürfen, ich will lernen, aus diesem zustand herauszukommen. das wird man wohl kaum durch die behandlung unterdrückung der symptome erreichen oder dadurch, menschen am ständigen rande des nervenzusammenbruchs für dumm zu verkaufen. das bedeutet therapie, das bedeutet nicht ärzte-und-wartezimmer-ping-pong. meinen hausarzt juckt es nicht, wie es mir geht, draußen sitzt schließlich eine bande menschen mit richtigen krankheiten. überweisung zum psychotherapeuten, wartezeiten auf einen termin die nicht feierlich sind. aber es geht mir jetzt beschissen und nicht erst in vier monaten. 

ich will im gesundheitssystem und auch in der gesellschaft ernstgenommen werden. was heißt ich, es ist eher die krankheit an sich, die endlich mal ernstgenommen werden sollte. ein gros der menschen ist immer noch auf allen augen blind, was psychische erkrankungen anbelangt. da hat man sich alles ausgedacht, da ist man der versager, ein spinner, da nutzt man so etwas als ausrede, um faul auf dem sofa liegen und von der krankenkasse finanziert werden zu können. ich persönlich beneide menschen mit viel energie. jeder tag ist ein ringen mit mir selbst, mit dem versuch, meine probleme im keim zu ersticken. das ist so, als würde das herz konstant mit 180 kilometern pro stunde gegen eine wand fahren wollen; das schlaucht. ich kann einfach nicht mehr.

ich weiß, dass es eine krankheit ist, die mit meinem gesunden ich zwiesprache hält und mich in eine nach unten gerichtete spirale treibt. ich habe oft einfach keine kraft aufzustehen. ich sehe keinen sinn darin, vor allem füllen die erlebnisse meinen tag nicht mit sinn. die arbeit ist zur zeit das einzige, das mich aus dem bett bewegt; ich sehe sinn darin, ich weiß, was ich am ende getan oder geschafft habe. es ist nicht so, dass mich nichts freut, nur wiegt das, was ich zur zeit nicht erlebe, schwerer. oder wie es ann heberlein einmal schrieb: ich will nicht sterben, ich will nur nicht leben. und jetzt sagt mir bitte noch ein einziges mal jemand, ich bilde mir das alles ein oder dass man sich krank stellt. denn wo soll das, was ich gerade lebe, ein leben sein?

2 Kommentare:

  1. ich habe lange überlegt ob und wie ich reagieren sollte. hab mich aber entschlossen was zu schreiben...
    ich kenne das nur zu gut, weiß wie anstrengend es ist sich ständig aus löchern zu ziehen. und es tut mir weh zu lesen wie schlecht es dir geht. und man(n) "steht" hilflos daneben... ich kann nur anbieten - meld dich wenn du abwechlung, jemand zum schwatzen oder gaffee trinken brauchst....
    oder wenn ich irgnedwie anders helfen kann...

    und ich drücke jetzt auch auf abschicken...

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  2. ich auch.
    und solche nächte, tage, wochen, monate hatte ich auch schon.
    wenn du willst, machen wir mal wieder fotos. oder telefonieren. machen milchreis mit viel zuckerzimt und kirschgrütze. wir können tanzen und wenn du willst auch einfach nichts sagen.
    aber bitte verschotte dich nicht.
    auch, wenn wir lange nichts mehr voneinander gehört haben: i'll be there!

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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.

ich danke dir.