Ich lasse kaum etwas übrig, kaum etwas zurück. Ich radiere alles aus, das Menschen an mich erinnern könnte. Mein Geruch ist längst in der weißen Farbe ertränkt, die Nägel an der Wand wurden schon vor einiger Zeit herausgezogen, fast so einfach wie man mit einem scharfen Messer durch Fleisch schneidet; meine Aura ist geblieben, die, die man spürt, wenn die Sonne halbtrunken das Fenster streift oder das traurige Lied aus den Lautsprechern hallt, wenn man mit dem Rücken auf dem plattgelaufenen Teppich liegt und auf die Decke starrt - Stille, eine eingedrückte Brust, fehlendes Talent, aufgestaute Einsamkeit, die sich durch die Haut frisst wie Säure. Die Luft steht, sie ist schlecht und erwartungsschwanger, zwickt in den Lippen, zieht beinah unbemerkt durch den Raum, geht durch eine der von mir zurückgelassenen unsichtbaren Hüllen meiner selbst hindurch, so, als wäre ich nie hier gewesen. Aber ich habe hier geatmet, gelebt, bin verblieben, gestolpert und wurde verlassen, alles negative habe ich konserviert, damit es beim Einatmen in den Lungen knistert. Ich streiche hier selbst die Segel alleine, höre als einzige das Fiepen in den Ohren, spüre die Kälte, die aus dem Boden in meine Fußflächen sticht, fahre die Umrisse meiner Ideen in der Luft nach, zeichne einen Bunker aus Gefühlen, setze mich in ihn hinein und komme nur noch ungern aus ihm heraus. Noch spüre ich die Forderungen der anderen, der da draußen; um sie sehen zu können, habe ich mir ein kleines Fenster in die Wand geschlagen, ein kleines Loch: mein Ausblick; ich beobachte und inhaliere Erlebnisse anderer, bleibe dabei semifreiwillig auf halber Strecke zurück und versuche, mich wenigstens in diesem einigermaßen geschützten Raum um meine Traurigkeit zu kümmern.
Was für ein Trugschluss.
and the rooftops don't speak to me no more
"Alles negative habe ich konserviert, damit es beim Einatmen in den Lungen knistert." !!! Das beeindruckt mich. Treffend, das so auszudrücken.
AntwortenLöschenHallo,
AntwortenLöschenich habe heute das erste Mal auf deiner Blog-Seite herum gestöbert. Die Texte kommen aus deinem tiefsten Inneren und lesen sich sehr schön, obschon auch ein Stück Traurigkeit mitschwingt ...
Gruß Dieter