mathilda. ein fragment.
als sie ging, hat sie alle meine handtücher mitgenommen. mir fehlte sie nicht. nein, das ist gelogen, mir fehlte sie gelegentlich, vor allem aber fehlte mir dieses eine badetuch, das eine, das sie gehasst hatte, weil es die waschmaschine regelmäßig blockierte, das mit den breiten ausgegilbten rot-weißen streifen, das aus frottee, nicht aus fleece. ich hatte es die meiste zeit um meinen körper geschlungen, sie kannte mich wohl gar nicht anders. die wenigen male, die ich durch die wohnung ging, die wenigen male, die sie mich eigentlich sah, hatte ich eben jenes nun auch verschwundene stück stoff um mich herum. an den anderen hatte ich mich immer geschnitten, ich wusste auch nicht wie das ging, vielleicht war es ein sträuben meiner haut gegen die noch künstlicheren stoffe als die, die mich ohnehin schon umgaben. der gedanke an polyacrylamid, mein hereinbeißen in eine große pizza. du wirst irgendwann sterben, weil die hühnchen, die du isst, dich antibiotikaresistent gemacht haben. sie sagte alles mit vollem ernst, dabei wusste ich nie, ob sie mich dabei nicht an irgendeiner stelle auslachte.
ich erinnere mich vorrangig an ihren rücken und die lehne ihres ranzigen schwarzen ledersessels, an den geruch von tee, den ich nie zu einhundert prozent einordnen konnte und an ihre etwas altmodische art und weise, an dinge zu denken. wenn sie mir mal wieder ihren in dicken baumwollpullovern versteckten rücken zeigte und versuchte, mit mir zu reden, sprach sie davon, wie sie die menschen sah: verlebt, gehetzt, irgendwie schal. dann dachte ich an eine flasche cola, die zu lange in der sonne gestanden hatte und jetzt so prickelnd schmeckte wie wasser in einer pfütze. vergleichen konnte man mich mit lauwarmem leitungswasser, ich schlief oft und viel, sie redete oft und viel, ihre stimme konnte man durch die wände hören, so, als wäre ihr lautstarkes organ direkt neben mir. merkwürdigerweise dachte ich dann nie daran, wie sie klang oder wie nervig es war, diesem laut ausgesetzt zu sein, ich hatte eher die krampfadern an der rückseite ihres rechten knies vor augen, die so gar nicht zu ihr passen wollten. sie stachen heraus wie ein holzsplitter auf sonst feingeschliffener oberflache, sie selbst störte sich am meisten daran, zu viel blaulilaorangerot, eine riesengroße spinne, die auf viel zu weißer haut klaffte.
sie nahm zu viel mit und hinterließ zu viel, sie hatte sich noch nie großartig für reste ihrer existenz interessiert; das musste ein ständiger abstoßungsprozess sein, dann wieder ein inhalationsprozess, man wusste nie so wirklich, was ihr gerade durch den kopf ging. bis sie lieder vor sich hinsummte, die in sprachen geschrieben worden waren, von denen sie absolut keine ahnung hatte, hörte man in ausgewählten momenten nur die rollen ihres drehsessels und wie sie sich in ihrem zu langhaarigen teppich verfingen. sie entschloß sich dafür, dieses relikt ihrer verwirrtheit hinter sich zu lassen, mir zu überlassen. vielleicht sollte ich mich dann von ihrer präsenz reinigen können, ein schmerzvoller abschied, das wegwerfen von dingen fremder menschen. selbst hatte sie sich auch immer wieder diese frage gestellt. und wie ist das eigentlich für leute, die professionell wohnungen entrümpeln müssen? in momenten wie diesen war ihre anteilnahme relativ groß, sonst war sie unnahbar.
ich erinnere mich vorrangig an ihren rücken und die lehne ihres ranzigen schwarzen ledersessels, an den geruch von tee, den ich nie zu einhundert prozent einordnen konnte und an ihre etwas altmodische art und weise, an dinge zu denken. wenn sie mir mal wieder ihren in dicken baumwollpullovern versteckten rücken zeigte und versuchte, mit mir zu reden, sprach sie davon, wie sie die menschen sah: verlebt, gehetzt, irgendwie schal. dann dachte ich an eine flasche cola, die zu lange in der sonne gestanden hatte und jetzt so prickelnd schmeckte wie wasser in einer pfütze. vergleichen konnte man mich mit lauwarmem leitungswasser, ich schlief oft und viel, sie redete oft und viel, ihre stimme konnte man durch die wände hören, so, als wäre ihr lautstarkes organ direkt neben mir. merkwürdigerweise dachte ich dann nie daran, wie sie klang oder wie nervig es war, diesem laut ausgesetzt zu sein, ich hatte eher die krampfadern an der rückseite ihres rechten knies vor augen, die so gar nicht zu ihr passen wollten. sie stachen heraus wie ein holzsplitter auf sonst feingeschliffener oberflache, sie selbst störte sich am meisten daran, zu viel blaulilaorangerot, eine riesengroße spinne, die auf viel zu weißer haut klaffte.
sie nahm zu viel mit und hinterließ zu viel, sie hatte sich noch nie großartig für reste ihrer existenz interessiert; das musste ein ständiger abstoßungsprozess sein, dann wieder ein inhalationsprozess, man wusste nie so wirklich, was ihr gerade durch den kopf ging. bis sie lieder vor sich hinsummte, die in sprachen geschrieben worden waren, von denen sie absolut keine ahnung hatte, hörte man in ausgewählten momenten nur die rollen ihres drehsessels und wie sie sich in ihrem zu langhaarigen teppich verfingen. sie entschloß sich dafür, dieses relikt ihrer verwirrtheit hinter sich zu lassen, mir zu überlassen. vielleicht sollte ich mich dann von ihrer präsenz reinigen können, ein schmerzvoller abschied, das wegwerfen von dingen fremder menschen. selbst hatte sie sich auch immer wieder diese frage gestellt. und wie ist das eigentlich für leute, die professionell wohnungen entrümpeln müssen? in momenten wie diesen war ihre anteilnahme relativ groß, sonst war sie unnahbar.
oh ich habe eben so viel zeit damit verbracht, mir deinen blog anzuschauen und ich kann schlecht formulieren, was ich eigentlich sagen möchte, aber er hat mich sehr berührt.
AntwortenLöschen"du wirst irgendwann sterben, weil die hühnchen, die du isst, dich antibiotikaresistent gemacht haben." - das ist so echt, genau richtig zwischen den sätzen über menschen und das leben.
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