Donnerstag, 4. Oktober 2012

if I am alive this time next year

Untitled by smallcutsensations

für immer die menschen, eine fragmentfortsetzung.


du sagst nichts, dann sprichst du, du sagst damit alles und nichts. wir sind mit dem boden verwachsen, alles, was du verloren hast, sind etwas zeit und ein paar meiner nerven, sage ich, und ich für den moment meine worte.
sie knallen mit den wuchtigen altbautüren, die wände wackeln bis vor unsere füße, unter mittlerweile warmen decken ist das alles aber nur noch halb so schlimm. und wieso warst du nie wütend oder rasend? auf meinen lippen noch etwas restwärme, wütend war ich, enttäuscht war ich, gewartet vor meiner wohnungstür auf dich habe ich, tagelang, aber vielleicht war es einfach noch nicht die richtige zeit für dich, zu mir zu kommen. ich hätte dir noch so gerne ein paar andere worte gesagt, aber ich hebe sie mir auf für ein später, eins von der sorte, auf das es sich zu warten lohnt. dein steifer nacken, herbstliche spiegellichtspiele auf den dielen und auf deiner haut, ich muss schmunzeln, beinahe hätte ich von dem holz geredet, aus dem du geschnitzt bist, von den holzträgern, die dich halten, von meinem geäst, das schon seit einiger zeit in dich hineingewachsen zu sein scheint.
sagen kann ich kaum etwas davon, du schmeckst nach orangensaft und pizza und den hoffnungen dieser welt, ich kann nicht reden, weil sie mir den atem nehmen, sie haben es schon immer getan. ich konstatiere, das fieberthermometer wieder zwischen meiner haut: das ist keine krankheit, das ist eine wahl, die ich getroffen habe, deine augen sind etwas störrisch, du fragst, fragst nach, aus, vor und zurück. ich habe es dir doch immer gesagt. es geht um ruhe, entgegne ich dann, das ist dieses ganz ruhig zwischen den stoffbahnen liegen und deine gedanken anfassen können. ich sehe deine schlangenbeine unter all den schichten stoff, die du aufgetürmt hast, fast so, als könnten sie zu einer mauer werden, die ich nicht durchdringen kann. hinter manchen deiner fragen wittere ich etwas, den feinen stechend-süßlich beunruhigenden geruch der ungläubigkeit etwa, halbgesundes misstrauen, das ich von mir kenne, wenn jemand menschen, die ich liebe, zu nahekommt, ohne mir etwas davon zu erzählen.
erlebnisse aus deinem mund, du erzählst mir von ihnen, als wären sie vor jahren passiert, als würde es einen unterschied machen, wann ich von ihnen erfahre, du bewertest, ohne, dass du auch wirklich eine bewertung unternehmen willst. du sagst mir, ich sähe müde aus und krank, ich solle schlafen. seit tagen schon wüten die bakterien in mir, du bist schon durch den sturm gegangen. die dicken decken, dein atem, eigentlich sind wir gesund, es geht uns gut, manchmal ging es uns schon besser, aber weil alles, was gut ist, nicht so leicht in den fingern zu behalten ist, zwiebelt es immer noch sehr auf den alten narben. ich habe ein paar stunden geschlafen, ich liege auf dem bett, in noch mehr stoffbahnen, auf dem kleinen tisch neben mir eine fast nicht mehr dampfende suppe. die augen muss ich zusammenkneifen, ich sehe deinen nackten rücken mir zugewandt wieder auf dem stuhl sitzen, ohne zittern, ganz ruhig, das fieber hat mir die haare an die stirn geklebt. manche sachen muss ich nicht überdenken, einmal angestoßen, laufen sie ganz natürlich durch die adern, die schilddrüse, die nieren. bleiben im blut, halten warm.


because you know, my dear,
it's only fear
that keeps you locked in here

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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.

ich danke dir.