für immer die menschen, eine fragmentfortsetzung.
Das wird schon alles wieder vorbeigehen, das sagst du zumindest, das sage ich, das sagen wir alle, aber dann reden wir von diesem unerklärbar nach unten drückenden Stempel, diesem komischen Stück aus Last und selbstauferlegter Bürde. Das ist dieses Ding, das man Aufrichtigkeit nennt, das kann einem niemand vorwerfen, das kannst nur du selbst und dann zwiebelt es besonders hart auf und in der Haut. Es ist eine kleine Erinnerung an das, was du dir sagst, das sind Dickichte in den Luzidträumen, sie verfolgen einen gelegentlich, das ist die Starre, wenn man nicht in den eigenen Körper zurück kann, diese Lähmung, die einen an das Gefühl erinnert, beim Gedanken an etwas aufzuwachen, das man letzte Nacht fast schon vergessen hatte. Omnipräsenz in der Abbauphase, dann das Einfahren in den Körper, allein, alleine in das, wo mal zwei gewohnt hatten, zurück in die auf einmal viel zu große Hülle, die trotz allem so gut sitzt, dass man nicht aus ihr herausplatzt wie ein zu voll gestopftes Sofakissen. Das ist wohl vorrangig so etwas wie eine Murmel in einer überdimensional großen Urne, dieses Sich-Selbst-Ausfüllen, das schon vorher mal funktioniert hat, das, was man immer erst wieder erlernen muss.
Die Blumen auf meinem Fensterbrett sind mittlerweile vertrocknet, das war zu erwarten gewesen, wie soll das auch alles funktionieren, so ohne Wasser, und die Blaupause meiner Gedanken in Richtung Leben funktioniert auch nicht so wirklich. Ich habe es mir hier häuslich eingerichtet, um den Schlafplatz auf den Dielen herum all meine Nachrichten, ein Stift, immer Papier, der Drang, alles, aber auch alles restlos zu sezieren, bis ins kleinste Detail, ähnlich, eine Art MRT, bloß eben, dass die Maschine schon in mir ist. Man muss nicht mehr hinaussehen.
Und du zündest dann die Briefe an, die, die nicht kommen, du lässt es teilweise vor sich hinflackern, weil die Flamme doch noch etwas wärmt, aber was macht das schon mit dem Zwischenraum des ja und nein und nichts? Man kann nur Vermutungen aufstellen, aber das Blut pulsiert durch die Adern und Venen und Organe, fährt auch in die Schlangenbeine, zieht den Fokus vom ja und nein und nichts zurück auf das, was so vorzüglich in der Brust vor sich hinpocht.
Vor dem Fenster schreien sie in Sprachen, die unfreundlich klingen, hier und da kommen Rauchzeichen an, riecht es nach Fisch und verbrannter Kohle. Dann die Schwärme voller Krähen ein paar Meter über dem Feuer, dem Wald, sie ziehen Richtung Flughafen, so halb in einer Formation, die an das Aufklaren nach einer Schlechtwetterfront erinnert. Wie das Gefühl, das man beim Ankommen an einem weit entfernten Ort hat, auf den man sich seit Wochen freut oder die ersten Tropfen heißes Wasser, die einem unter der Dusche die Haut verbrennen.
Die kühle Luft fährt an einigen Tagen noch durch die Kleider, die zweite Haut an meinen Beinen war doch zu dünn. Aber auch wie bei mir ist deine Epidermis unversehrt, man könnte fast übersehen, was so schmerzt, aber ich kenne das, ich habe es gesehen, erinnere mich an es, weiß, wie es sich anfühlt und wie es aussieht, eine Art schwarzer Schatten direkt unter der obersten Schicht, manche verwechseln das mit einem Grauschleier. Das ist das, was heilt und noch wehtut, habe ich immer gesagt, füge für mich hinzu: dir und mir. Und auch das ist der Wachstumsschmerz, von all meinen Worten müssten dir eigentlich noch die Ohren bluten, aber obwohl ich froh bin, zu hören, dass da kein Blut auf den Boden tropft, fließt, denn hören könnte ich nur dessen Echo, bricht mir die Wehmut darüber den Brustkorb auseinander. Wenn die anderen dann noch unseren alten Fußspuren nachjagen, denen, die wie in Beton eingelassen vor sich hinprangern, nicht ruhen lassen können, kein zur Ruhe kommen für deine Haut, kein Wunder, dass manches so wundgescheuert ist.
Von draußen bringt der eine oder andere Dinge mit, die sich in meine Netzhaut einbrennen, Gegenstände, Erinnerungen, die weder meine noch deine sind, ich frage mich, ob gelegentlich dein Arm noch einschläft, ob der Berg aus »hätte«, »sollte« und »würde gern« bei dir ebenso stetig anwächst, wie bei mir; der Gedanke daran, dass ich mich hätte kurz an den Widerhaken festhalten sollen, vielleicht den einen oder anderen herausreißen sollen, damit du weißt, dass es auch ohne geht. Meine Anker, meine Karabiner hängen nur noch in meinen Füßen. Von Tag zu Tag mein Rendezvous mit dem Dielenboden, ohne geht es nicht, das Holz flüstert schon, es flüstert dasselbe wie ich, seit Monaten, es ist kaum noch zu hören, es braucht, so wie meine Haut, gelegentlich etwas Feuchtigkeit, damit es weiter sagen kann, was vor ihm schon in mein Blut übergegangen ist: ich warte, das Holz erwartet deine Schlangenbeine. Es erwartet, dass deine Widerhaken, ähnlich wie meine, Kerben in es hineinschlagen werden, Lebenszeichen, Signale, das ist der menschliche Schmerz, das ist Leben, das ist das, was seine Spuren hinterlässt.
and all the tiny holes in your soul
beautiful soul
&
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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.
ich danke dir.