Ich entschuldige mich dafür, also für das Leben im Dazwischen. Dann der Gedanke daran, dass man sich manche Sachen wohl nicht aussuchen kann, Stichwort kurze Beine, große Sitzfläche. Im Hintergrund brütet die Neustadt an ihrer Kälteschutzmaske, eine Mischung aus eingefahrenem Dunst von gestern, dem halbausgefallenen Licht, das das Kino anpreist, dem steten Rauchen der Schornsteine. Rauschen der Straße ein paar Meter, Stockwerke unter einem, ich finde, es riecht zu sehr nach altem Rauch und ungewaschenem Mensch. Wo mag man da nur hingekommen sein, nach später Ankunft.
Schlimm kann das nicht sein, eventuell sollte man sich Themen geben, damit man auf den Wegen zwischen hier und jetzt und ja und nein und vielleicht sich selbst antworten kann, indem man vorher Fragen formuliert, die man dann aus dem Weg räumen kann. Und natürlich sind und bleiben es rhetorische Fragen. Die Moderne in der Fragestellung, sie tropft sowieso schon aus mir heraus, das mag doch einfach nur eine Farce sein an mancher Stelle, an anderer Stelle ein notwendiges Übel.
Heruntergebrochen auf die Einzelteile bleibt vom menschlichen Leben nicht zu viel übrig, also nichts, was noch ein Mirakel wäre, also nichts, was man nicht auf eine Art und Weise dekodieren könnte. Leben, Liebe, Leiden. Hineingepflegt die zwischenmenschlichen Beziehungen, das ist wohl der Jacquardstoff in jeder menschlichen Interaktion. Hineingewebt. Und wenn es rhetorische Fragen sind, die so schwer wiegen, dass man sie auch nicht mehr wirklich beantworten kann, weil sie zu sehr in die wahrscheinliche Unwahrscheinlichkeit, also in die Theorie gehen?
Aber wie wächst man wieder zusammen, ohne, dass man auf den ersten Blick die Bruchstellen wieder sehen kann oder dass Morbus Sudeck sich statt entkalkend in die Gelenke und Knochen in die Seele legt? Und wie sieht so eine entkalkte Seele aus?
Und wenn man wieder zusammengewachsen ist, wie lebt man dann weiter, ohne sich von den früheren Bruchstellen wieder auseinanderziehen zu lassen, wenn die Zeit soweit ist?
Welche Zeit heilt eigentlich alle Wunden so richtig, ist das die innere oder die äußere Zeit, die beide nicht unbedingt kongruent zueinander sein müssen? Oder zwingend mit einer positiven Konnotation versehen sind, oder überhaupt das Leben einfacher machen? Und was macht das Leben eigentlich einfacher, ist das der Wind, also der innere, der einen Richtung Meer bläst? Oder geht das nur bei Abwenden vom Altbekannten? Von Familie, Freunden, derzeitigem Wohnort, sich selbst? Und wie wendet man sich von sich selbst ab, ohne sich selbst dabei so kaputt zu machen, dass man keine Chance mehr auf einen persönlichen Neuanfang hat? Und wie und wieso entscheidet man, dass das schon vorhandene Netz nicht mehr genug ist, nicht mehr ausreicht, zerschnitten werden sollte?
So weit können sollten dürfen Brüche nicht gehen. Am Abend steht immer noch der Blick in den Spiegel, das ist dann der innere Kritiker in seiner Reinstform, man muss aufpassen, dass man dann nicht unruhig wird.
Erkenntnis: das Problem ist nicht die Abwesenheit der Dinge sondern deren falsch dosierte Anwesenheit, vor allem, wenn die Anwesenheit nicht eineindeutig geklärt ist. Auch wenn man dann wieder von selber aufsteht, möglicherweise noch etwas müde vom Schlaf, mit Ringen unter den Augen, die man noch nicht einmal wegschminken kann, weil sie sich zu sehr ins eigene Fleisch gebrannt haben; immer die Augen offen trotz all der Anker, die die Lider eigentlich nach unten ziehen.
Anfahrversuche mit angezogener Handbremse. Unwirklich. Wieder die Abziehbilder, die sich über alles schieben, ohne, dass man etwas dagegen tun kann. Soll vs Ist. Johnny Cash im Hintergrund, das Thematisieren vom Verwerden, Züge beobachten, man weiß wo sie hinfahren, manchmal will man mit, meist jedoch überhaupt nicht.
Sie sind so blass, wir sollten die Blutwerte aus dem Krankenhaus abwarten. ... Nehmen Sie sich Zeit. So eine Krise steckt man nicht einfach weg.
Ich bin geschrumpft auf 1,72m. Das muss ich selbst sein, die sich hier herunterdrückt, zumindest haben sie im Krankenhaus gesagt, dass ich so klein bin. Und irgendwann, wenn ich meine Fotos habe, erzähle ich vielleicht etwas über meinen Aufenthalt in der Klinik. Momentan gilt: alles, was Ihnen gut tut, wie meine Therapeutin sagte.
Like a see-saw I need more weight to carry me up
Maybe one day she will just say "I’m happy enough"
If I was older then I would hold her
Tight and say: "don't you ever leave me"
And then maybe one day she will
Just say that she's happy enough, happy enough
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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.
ich danke dir.