Sonntag, 2. Februar 2014

to you

Untitled by smallcutsensations

In eigener Sache:
Da mir seit meinem Umzug nach Berlin vermehrt etwas zu Ohren gekommen ist, sehe ich mich diesmal in der Situation, ein paar Dinge klarzustellen. Ich äußere mich auf diesem Blog nicht gern über die Außenwirkung, die das, was ich an Output generiere, erzeugt - bisher war ich immer der Meinung, dass es dem Betrachter/Leser selbst überlassen sein soll, aus dem, was gesehen/gelesen wird, seine Schlüsse zu ziehen. Die Grundlage für meine Annahme war und ist der Glaube daran, dass für sämtliche Rezipienten klar ist, dass Fotografie und Texte, die sich auf diesen Seiten befinden, meine Form der Dokumentation meiner verschiedenen Stadien darstellt. Man möge sich hierbei ein Wort vor Augen führen: meine.
Es gibt Gründe, weswegen ich mich bisher nicht dazu geäußert habe - auf der einen Seite, weil ich, wie gesagt, keinerlei Grund sah, dies auf eine öffentliche Art und Weise zu tun, auf der anderen Seite, weil ich mit Fotos und Texten schon immer zu einem Dialog eingeladen habe. Wenn man mich nicht kennt, mit mir den Dialog nicht sucht und lediglich meine "normale", "fremde" Person der Person gegenüberstellt, die sich der Rezipient durch meine Fotos / Texte zusammenstellt, kann ich verstehen, dass eine gewisse Diskrepanz zwischen der einen und der anderen Person entsteht. Nur: es hilft niemandem, wenn man meine "normale" Person als bieder / prüde proklamiert und das, was online von mir rezipiert werden kann, als anstößig oder sonst wie sexuell erregend darstellt. Ich bin weder bieder noch verbreite ich anstößiges Material. Diese Meinung kann ich ebenso wenig nachvollziehen wie die Unterstellung, die in dieser Meinung mitschwingt. Und: ich spiele mit der vorher angesprochenen Diskrepanz - wie jeder andere Mensch auch habe ich verschiedene Facetten, ich spiele nur offener und ehrlicher mit ihnen als es andere tun. Dies bedeutet nicht, dass ich allen auch immer alle Facetten zeigen will. Ich entscheide, wer welchen Anteil von mir zu Gesicht bekommt. Dies ist mit Erfahrungswerten zu begründen.

Wieso ich, vor allem in der Zeit 2012/13 einen großen Fokus auf meinen Körper bzw die Haut, in der ich lebe, gelegt habe, lässt sich für Leute, die mich auch nur einen Funken kennen, sehr leicht nachvollziehen. Ich habe, seit ich 14 war, bis auf eine kurze Unterbrechung an Depression und Sozialphobie gelitten. 2012 habe ich eine Therapie begonnen, die mich dazu gebracht hat, mich mehr mit mir selbst und meinem Körper sowie meiner Selbstwahrnehmung auseinanderzusetzen. Mir wurde jahrelang eingeredet, mit mir würde etwas nicht stimmen - mit meinem Inneren und meinem Äußeren. In Folge der einzelnen Sitzungen dieser Therapie habe ich begonnen, mich von alten Mustern, die mich krank gemacht haben, zu entfernen. Da ich schon immer sehr dünn war und es einen Verdacht auf eine (leichte) Essstörung gab, war es mir auch wichtig, meinen Körper im Detail zu dokumentieren. Vor allem aber, weil mir aufgrund verschiedener Vorkommnisse mehrere Jahre meines Lebens fehlen, in denen ich mir nicht dabei zusehen konnte, wie sich meine Hülle verändert. Man kann also sagen, dass ich seitdem versuche, mich anhand meiner Fotos und meiner Texte zu (re)konstruieren.
Von Anfang an bin ich offen mit meiner Diagnose, meinen Erfahrungen dank und mit der Therapie und meinen Abstürzen innerhalb der Therapie und davor - sowie danach - umgegangen (hier zu lesen unter dem Tag Scherbengewitter). Vor allem, weil ich gegen das Stigma ankämpfen wollte, das Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden bzw gelitten haben, begleitet. Durch den Umgang mancher mit meiner Kunst fühle ich mich jetzt auf eine andere Art stigmatisiert. Dies hat nichts damit zu tun, dass ich nicht mit Kritik umgehen kann - im Gegenteil.

Fakt ist: meine Form der Fotografie ist intim, das ist sie jedoch auch, wenn ich andere Motive als mich selbst habe. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Haut / nackte Rücken / Körperteile, die man im Schwimmbad expliziter präsentiert bekommt, bei manchem solch merkwürdige Reaktionen auslöst oder Angst hervorruft. Mir ist bewusst, dass man sich mit jeder Aufnahme, die man von sich anfertigt, zu einem Objekt macht. Des Weiteren: meine Prosatexte und tagebuchartigen Fragmente auf diesem Blog sind viel intimer, als es meine Fotografie jemals sein kann und wird - wenn man sie richtig lesen kann.
Fakt ist ebenso: niemand wird gezwungen, meinen Output zu rezipieren - in erster Linie produziere ich sämtliche Inhalte für mich, freue mich aber über jede Form eines konstruktiven Dialogs, über jede Form der Zusammenarbeit und über jede Form von Anregung, die ich eventuell in meine Arbeit mit einfließen lassen kann - denn mein Anspruch ist es, an mir selbst und mit anderen zu wachsen. Und lebt man nicht immer erst durch den Dialog mit anderen Menschen?

Was eventuelle Fragen beantworten kann, ist ein Interview, das ich Anfang letzten Jahres mit Shooting Film führen durfte. Ansonsten bitte ich, direkte Gespräche mit mir zu suchen, wenn Diskussionsbedarf besteht. Ich werde mich nicht in meiner Ausdrucksform einschränken (lassen), nur weil einzelne Personen nicht d'accord damit sind.
Sollten einige Aussagen in diesem Beitrag nicht so stringent sein, wie sie es in meinem Kopf sind, bitte ich um Nachsicht. Kunst ist immer eine Einladung zum Dialog, Kunst ist immer etwas, das 50% der Rezipienten ablehnen und 50% der Rezipienten mögen.

1 Kommentar:

hej. alles, was du sagst, ist wichtig.

ich danke dir.