Sonntag, 21. August 2011

turning clinging vines into brick walls

Untitled by smallcutsensations

Ich weiß noch: gesunde Melancholie, beim abendlich-nächtlichen Stadtdurchqueren. Angenehme Brise, sommerliches Ein- und Ausatmen, im Vordergrund ein durch den Wagen ziehendes Lächeln auf den Lippen; Sehenswürdigkeiten, Erinnerungen, alles am vorbeiziehen, sodass alles sich wieder zu Linien verkleben kann; das im Wind wehende Haar, halb-romantisch, halb-tragisch, das muss doch mal jemand aufnehmen und in Zeitlupe abspielen, vielleicht sehen dann auch andere die Poesie darin, im Hineinsteigern, den scheinbar unendlichen Sätzen, Kommata, Semikola. Am Hauptbahnhof dann die Wehmut, das Fernweh oder das Heimweh, man kann es nicht genau sagen; alles ist miteinander verknüpft; Menschen, die beim Über-die-Schulter-Lesen vom eigenen Spiegelbild ertappt werden, so ein bisschen leise, mit einer Prise Genugtuung - ob sie die Handschrift da eigentlich lesen können? Dann die Wehmut wieder, kurze Ablenkung, Fahrten vorbei an Hochhäusern und die Frage nach einem nie zustande gekommenen Ausgang zwischen mir und ihm und das Nachdenken über ein "wenn", das auch dann nie eingetreten wäre, wenn er zurückgekommen wäre und all das gemacht hätte, was er angedeutet hatte. Da war man nicht mehr als ein Strohhalm für jemand anderen, rutschte aber selber ab beim Festhalten. Im Hinterkopf jetzt die Aussage eines anderen: "es sind doch bloß Menschen, glaube nicht immer das, was sie dir sagen." Auch das war nichts halbes und nichts ganzes, eigentlich war es gar nichts, aber bei Fahrten durch die nächtliche Stadt redet man sich gern ein, dass es etwas hätte werden können, wären da nicht die Melancholie und all die Kilometer dazwischen gewesen, all das, gegen das man nicht ankommen kann. Wie lange auch immer man in der Bahn sitzt, im Zug oder im Bus, in seltenen Fällen in Flugzeugen, man findet einfach keine Lösung für Fragen, die man sich als einzige stellt. 
Ich weiß noch: Hoffnung, das große Lächeln im Gesicht, bestimmte Musik, die mir jetzt nicht mal mehr wehtut, das Gefühl, die Person nicht einmal gekannt zu haben; das Gefühl, sich sowieso in anderen Menschen zu täuschen, die Frage nach dem "warum," die mir Antworten schuldig bleibt.

Ich weiß noch: der Blick nach vorn, das heilende vernarbte Herz, das all die Melancholie um es aufsaugt wie ein Schwamm. Ich will doch einfach nur nach Hause.

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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.

ich danke dir.