
tocotronics 17 im hintergrund, überall moll in meinem leben, kopfschmerzen, die sich durch meinen schädel fressen, die feststellung, dass das hier nicht mehr als ein ich war hier ist, noch nicht einmal zwingend ein tagebuch, denn in tagebüchern haben fremde augen nichts zu lesen, es sei denn, man ist schon tot. und auch wenn ich oft daran denke, sterben wollte ich in nächster zeit nicht. es gibt da ein ins mark treffende buch von ann heberlein, es nennt sich jag vill inte dö, jag vill bara inte leva (ich will nicht sterben, ich will einfach nur nicht leben) und sein titel trifft es ziemlich genau. so mit allem.
die villa der ambulanz ist groß und renoviert und riecht nicht nach arzt oder krankenhaus oder staub, im garten, auf den man vom wartezimmer aus schauen kann, rotten sich die krähen zusammen, während die sonne auf die beine strahlt; die dielen knarzen, ähnlich merkwürdig wie in meiner wohnung. ich werde im wartezimmer abgeholt, wir gehen in den keller, die zierliche frau vor mir sagt, dass ich mir keine sorgen machen brauche, die eigentliche therapie werde nicht im keller stattfinden, sie liest meinen Namen vor, jemand hat ihn so geschrieben, dass er wie grünolo aussieht, ich erzähle die dann von der angebrachten und üblichen ob-problematik. ich bekomme fragen gestellt, das also ist ein diagnostiktermin, ich fühle mich wieder, als hätte mich ein laster überfahren. ich versuche, nicht daran zu denken, ob die diagnostikerin meine therapeutin wird und versuche, meine antworten nicht zu ausführlich zu geben; zwischen den fragen lachen wir beide manchmal, so, als wäre ich wirklich lustig, ich frage mich, ob das eigentlich gehen kann. dann kommen wir zu den fragen, die wehtun, aber die meine stimme nur leicht brechen lassen. ich bin gefasster, als ich dachte. im hintergrund schneidet ein gerät das gesagte mit und zeichnet uns auf video auf. in zwei wochen dann die auswertung, eine halbe stunde, dann vielleicht die warteliste. dann also wieder warten. ich weiß nicht genau, ob ich mich jemals irgendwann komplett gesund schimpfen kann oder ob es lediglich eine umgewichtung meiner probleme gibt, vielleicht ist das aber auch nicht so wichtig und ich schaffe es doch nicht. und dann all die anderen, man erkennt sich doch irgendwo. an der tiefe, mit der sich die sprache in die haut bohrt, der wortwahl, der stimmung. wie viele künstler sind eigentlich depressiv? und wie kommt es, dass ich nach dem gespräch das gefühl habe, eventuell auch eine sozialphobie zu haben? sachen, über die man sich nie so wirklich gedanken gemacht hat, alle fein mit dem, was man glaubt, an problemen zu haben, verwebt. aha, ein problemteppich ist das also, was in meinem kopf haust. diesmal aber ein gewichtiger unterschied: ich werde wirklich ernstgenommen.
an einem Weihnachtsabend, an dem niemand mich rief
kam ein Freund in mein Zimmer, in dem ich schon schlief
er nahm meine Hand, er war mir bekannt
seine Stimme war naturgemäß tief
in den Bäumen und Sträuchern regt sich ein Windhauch
und bläst in mein Ohr
heute bin ich glücklich
wie niemals zuvor
Ich fühle mit dir. Irgendwie klingt das kitschig, wenn man als Fremde einfach so in die Kommentare springt und so etwas sagt. Trotzdem hatte ich irgendwie das Bedürfnis, etwas zu sagen.
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