

eine fragmentfortsetzung. (für immer die menschen)
du sagst, du kannst nicht schlafen, weil so vieles omnipräsent ist. das leiden vergangener tage, ein schwelbrand im körper. die linien umfahren wir einmal auf diffuse und einmal auf klare weise, das ist wie mit eingeschlafenen gliedmaßen, sie sind erst scheintot und nur nach und nach, unter schmerzen, kommt wieder gefühl in sie hinein, bis man sie schließlich wieder komplett benutzen kann. genau das gleiche am morgen, wenn daumen und zeigefinger erst erneut lernen müssen, wie es ist, einen stift zu halten. man weiß, dass irgendwann alles gut werden wird, man sieht nur das ende seiner schmerzen nicht mehr.
du stehst auf und stellst dich an eines der viel zu großen fenster, eines von denen, die mich aufgrund des lichts, das sie ins zimmer fallen lassen, zum fluchen bringen, wenn ich schlafen will und es draußen schon zu hell ist. dein rücken leuchtet so weiß wie die tapete an der wand. in den abgrund könntest du schauen, in deinen ganz persönlichen oder aber in meinen; du wirst dir vielleicht gedanken machen darüber was du machen wolltest, ich denke daran, was es ist, das ich sagen könnte, das dir verständlich macht, dass ich so schnell nicht von deiner seite weichen mag. in meinen worten ein festhalten am alltag und in meinen ohren das fiepen, das so sehr an einen tinitus erinnert, dass es alles andere überschattet. ich schaue dir zu, schaue dich an und erahne die melancholie in deinem körper. an nichts könntest du denken, es könnte aber auch ein nichts in deinem kopf sein, eins von der sorte, die einen gefangen halten, wenn man zu viel oder zu wenig geschlafen hat.
ich habe meine ruhe verloren, murmelst du gegen das glas, es bildet sich gerade noch so ein kondensationsnebel an der scheibe, er verschwindet träge wie die gänsehaut, die sich in meinen kern bohrt. wo du gelegen hast, ist es noch warm; vielleicht können wir einander beibringen, wie es ist, zu sehen, du auf mir auf deine, ich dir auf meine art.
Ich würde das gerne veröffentlich sehen, all diese Fragmente im Zusammenhang, 'für immer die menschen', 'belvedere, abgestanden', 'reptilienhaut' und so weiter, jedes für sich, in kleinen Büchlein, die man mit sich herumtragen würde und dann, in der Bahn oder wenn man gerade allein im Café sitzt, herausholen kann. Und dann würde man einige Zeilen lesen und irgendwie lächeln, aber nicht weil man glücklich ist, sondern weil man gerade allein ist und doch nicht und weil man traurig ist und doch nicht.
AntwortenLöschenPS: Das zweite Foto ist sehr schön, die Farben und diese Leuchten.
*veröffentlicht / *dieses Leuchten
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