Donnerstag, 30. August 2012

breezeblocks

Untitled by smallcutsensations

alles was ich höre: der klang der alten uhr im wohnzimmer, ich denke noch nicht einmal an etwas. höre mich atmen, mein herzschlag viel lauter, tiefer, dumpfer, härter als zuvor, als fiele gerade ein kartenhaus in sich zusammen. zwischendrin das knacken in der alten massiven zu großen schrankwand, der schrankwand, in der bücher stehen, die nie jemand gelesen hat und bilder meiner schwester liegen, die sich niemand mit regelmäßigkeit ansieht. es gibt ein paar fotos von uns, von der familie, also eigentlich eher von den einzelteilen, daneben bilder vom hund, von urlauben. meine schwester mit menschen, die niemand von uns kennt, ich alleine auf einer wiese sitzend. ungern erinnere ich mich daran, als ich meiner mutter sagte, sie solle die fotorahmenplatzhalterbilder, die in jedem fotorahmen sind, wenn man ihn kauft, herausnehmen; sie hingen fast zwei jahre an dem platz, den sie seit ihrer produktion einnahmen. im nachhinein kann ich gar nicht mehr sagen, wann sie sie ersetzt hat, die anderen bilder waren eines tages einfach nur da. das gerede meiner eltern wird im hintergrund immer lauter, ich kann es beinahe nicht mehr hören, meine mutter mit ihrer aggressiven stimme, mein vater, der sich aufregt, weil ich die dinge nicht so sehe wie er. er stellt hypothesen auf, die nicht stimmen können, ist wütend, zweifelt mich an. ich muss hier weg.

X
ich weiß gar nicht mehr, die wievielte sitzung es eigentlich ist. das wartezimmer ist mir vertraut, ich sitze immer auf dem gleichen platz, mir gegenüber immer andere gesichter, vor zwei wochen ein mann, der mir im hausflur die tür vor der nase zuschlug und sich dann im wartezimmer eilig dafür entschuldigen wollte, die woche danach sitzt dort niemand, stattdessen links von mir eine junge frau, vielleicht mein alter, man sieht, dass sie geweint hat, sie scheint es nicht zu mögen, dass man in die richtung ihrer augen schaut. 
mein ritual am therapietag: foto von der hohen straße, foto vom hauseingang, die treppe hochgehen, licht genießen. in der anmeldung meinen nachnamen buchstabieren, am wassertank einen plastikbecher mit ungekühltem wasser füllen, ins wartezimmer setzen. abgeholt werden, die treppe weiter hochgehen oder manchmal gar nicht, dann das sich setzen in einem der räume voller licht. ich sagte meiner therapeutin mal, dass ich sehr viel wert lege auf licht und in jeder sitzung bin ich mit mir am hadern, ob ich sie nicht fragen soll, ob ich ein foto von der untergehenden sonne auf dem fußboden machen darf. 
sie sitzt mir meist schräg gegenüber, die erste frage, meist stellt sie diese mit einem lächeln, diesmal schaut sie mir besorgt ins gesicht, ist, wie es mir geht; ich gebe zu, dass ich mich die ganze zeit vor dieser frage gefürchtet habe. beginne zu erzählen, sie nickt, lächelt verständnisvoll, ich schaue mir nebenbei wieder das licht auf dem fußboden an, das wandert über den fußboden, weg von meinen füßen. wir reden und beim reden erscheint es mir, als wären es mehr als nur sechzig minuten. sie schaut mich an, sagt, sie ist stolz auf mich. sie sind eine wunderschöne, warme öllampe, dann zeigt sie mir, was ich für fortschritte gemacht habe. früher dachten sie, dass sie anders sind, sie haben es negativ gedeutet. besonders jetzt zeigt sich, dass sie wirklich anders sind, aber es ist gut so, es ist positiv und genau deswegen können sie diese öllampe sein. sie sind nicht die anderen und das ist das beste, das allen passieren kann, die sie in ihr leben lassen.
zum schluss lese ich ihr etwas aus meinem tagebuch vor. ich habe beschlossen, keine angst mehr zu haben vor der angst. es gibt sie, es gibt die eventualitäten und ich muss noch so viel lernen, auch mit mir, aber ich mache mir gedanken um diese ängste, wenn sie zur realität geworden sind, sonst wird das all den menschen, die ich liebe, nicht gerecht. meine therapeutin nickt, sie lächelt.
es macht sinn, ich lasse ihre worte wieder in meinem hinterkopf abspielen, man hat mir mal gesagt, dass man leute braucht im leben, die dinge ins richtige licht rücken, klarstellen. ich sehe das alles klar, sehe meine haltung bestätigt, halte weiterhin daran fest. sage und schreie und schreibe immer wieder das gleiche - ich kämpfe weiter, ich bin da und ich gehe nicht mehr weg.

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