
Snippet/Fragment. Die Abwesenheit der Dinge.
Gelegentlich zerlegt er die Einrichtung seines Wohnzimmers, meist ruft er mich an, wenn er gerade seine Wut sich hat komplett entladen lassen und er zwischen Holzstücken und Glassplittern sitzt. Er schnieft nicht, er ist ganz still. Dann weiß ich genau, dass es die Art von Wut war, die er braucht, damit er in meiner seiner unserer Stadt nicht verlorengeht und an ein wenig herumtoben kann man eigentlich nichts verkehrtes finden, es sei denn, man kann mit dem Loch danach nicht umgehen. Hennings Gesicht verkommt danach immer zu einer Art dunkelroten Zwiebel, mit Vorsicht muss man ihm die belastenden Hautschichten Stück für Stück von der Seele pulen, um freizulegen, worum es dieses Mal wirklich ging.
All die Menschen, die er gefunden hatte, die aber nicht in seiner Nähe bleiben wollten.
"Und wenn du einfach darauf wartest, dass dich jemand findet?"
"Da kann ich mich ja gleich in mein Grab legen, kommt sowieso niemand."
Ich nicke am Telefon und weiß, dass er das nicht mitbekommt. "Henning, du bist merkwürdig."
Er lacht, er schnaubt also nicht mehr vor Wut, Enttäuschung, Trauer, selbst zu hoch gesetzten Erwartungen.
In der Bar sind unserer Erwartungen so hoch gewesen wie selten zuvor. Sein schwarzer Mantel, das Buch vor seinen gepflegten, feingliedrigen Händen, seine Rotweinzähne. Irgendwie zusammengefaltet, irgendwie wohlig warm. Als hätte er nur darauf gewartet, dass jemand kommt, den er in seine Höhle mitnehmen kann und der nicht schon beim Gedanken daran schreiend wegrennt.
"Ich bin auf Wohnungssuche und tingele von einem Ende der hippen Viertel zum anderen, eigentlich will ich nur schlafen," konstatiere ich für mich, eigentlich soll das niemand hören.
Er sieht schelmisch in meine Richtung und schiebt seine gerade bestellte Flasche Bier über den Tresen in meine Richtung. Der Barkeeper, Giacomo, beäugt uns argwöhnisch. Giacomo wird sich erst später vorstellen.
"Trink das hier, da geht das mit dem Schlafen schneller."
Ich denke an einen alten Spruch über Bier und Wein und nippe an der Flasche, obwohl mein Vater mich immer davor gewarnt hat, Getränke mir nicht bekannter Menschen zu trinken. Das ist unvernünftig und deshalb bestelle ich mir zur Sicherheit lieber einen hochprozentigen Cocktail.
Henning und Giacomo lachen. Halb widerwillig bekomme ich vom Mann hinter dem Tresen das gewünschte gemixt. "Kleines, als Tipp, nimm lieber ne Flasche Wein. Alles andere steht dir nicht."
Hennings rote Zähne, manche von ihnen etwas schief, aber trotzdem wohlgeformt, bleiben immer öfter sichtbar. Wir fangen an zu reden. Ich habe sowieso keinen Ort, zu dem ich muss, ich weiß sowieso nicht, wo ich hinsoll.
the trace is covered well
I miss your smile
sundays are long
will you return?
from your odyssey
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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.
ich danke dir.