Mittwoch, 30. Januar 2013

I want to feel the pain and the bitter taste

Untitled by smallcutsensations

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Irgendwo liest man, wie schnell die Zeit vorübergeht und dem stimme ich nur zu, man gibt sich wieder Rahmen. Es gibt jetzt ein davor und danach, das gibt es wohl immer, aber bei mir ist es die Zeit vor dem Warnschuss vor den Bug und die danach. Ich muss mal kurz rekapitulieren.

Davor:
"Das klingt jetzt vielleicht etwas harsch, aber vor der Therapie war alles nur dumpf, jetzt ist es so, als fehle da ein Filter und es geht alles noch viel tiefer in mich rein und tut mir noch viel mehr weh. Auch wenn man jetzt das Gegenteil behaupten könnte - ich lebe nicht wirklich, ich dokumentiere nur, ich nehme an nichts so wirklich teil." 
Ich will diesen Filter nie wieder zurück haben, auch wenn es länger dauert und ich dessen Abwesenheit gelegentlich verfluche, man sich ganz anders zusammennähen muss und es alles tiefer reingeht. Man kann sich darin verrennen, falsch abbiegen, sicher. 

Währenddessen:
"Ihren Einwand nehme ich ernst, allerdings habe ich direkt beim Beratungsgespräch, der Aufnahme und der Visite gesagt, dass ich keine Medikamente nehmen will - dabei bleibe ich auch vorerst. Ich will diesen inneren Krieg gegen das Schwarze Loch in meinem Kopf gewinnen, aus eigener Kraft."

Danach:
"Am Meer war es wirklich schön, es ist Wahnsinn, wie sehr es "erdet". Ich habe auch einige Fotos gemacht, vielleicht kann ich die Ihnen bei der nächsten Sitzung schon zeigen. Wie es mir geht, weiß ich nicht so wirklich, in mir kämpft es immer noch, aber ich versuche mir jetzt jeden Tag etwas vorzunehmen am Vormittag, damit ich meinen Tagesrhythmus aufrecht erhalten kann."

In neun Monaten bin ich hier weg und dazwischen werde ich wohl wieder bluten, innerlich, aber das ist schon okay so. Die drei Wahlmöglichkeiten: Resignation, Akzeptanz, Ankämpfen. Ich wähle Nummer drei. Vielleicht ist das dieses "feeling in stereo", das ich immer wollte oder aber ich konnte es schon immer, ebenso wie ich schon immer nur teilweise einen Filter hatte, durch die Therapie weiß ich, dass vieles, was ich verloren geglaubt hatte, nur geschlummert hat. Ist wohl vergleichbar mit den Borreliosebakterien, die nur am Rückenmark schlummern und auf ihre Zeit warten, aber das alles ist schon okay so. Vor einem Jahr dachte ich noch nichtmal, dass ich wie andere Menschen glücklich werden kann, dass keine Therapie daran etwas ändern kann; aber es geht, es dauert, es tut weh, man hat Rückfälle, man blutet sich aus für jemanden, dann lernt man, sich für sich selbst ausbluten zu können, man baut seinem Herzen ein Denkmal, es geht nicht weg, ist Muskel, ist da, nie weg und irgendwie gibt das die Gewissheit, dass alles wird. Letztlich ist alles endlich, das war es schon immer, das dachte ich schon immer, du, ich, wir alle: endlich. Das bringt wohl diese merkwürdige Eindringlichkeit, teilweise diese Panik, teilweise dieses Verlangen und es macht ja auch Sinn, dass man leben will; das bringt auch die Erkenntnis, dass man sich selbst retten muss, sich selbst retten wollen muss, sonst schlägt die Sinuskurve früher oder später noch heftiger zu. Und die, die mir dabei helfen, suche ich mir auch selbst aus.
Benennen muss ich es nicht, aber fühlen.

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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.

ich danke dir.