Montag, 4. Februar 2013

now I've got you in the undertow

Untitled by smallcutsensations

Untitled by smallcutsensations

Die Krähenschwärme ziehen ihre Kreise und in der Bahn träumen sie vom Meer, vielleicht aber auch nur von der Wärme ihres Bettes. Ein paar kryptische Hinweise: ich war hier, du nicht. Du verstehst nicht.
Immer der Platz links von mir, weiß nicht, ob das etwas bedeutet, ob das ist, damit man sich schneller wegrollen kann oder weil auf der Seite dann neben ihnen die Wand ist, Schutz, und für mich diese eine Fluchtmöglichkeit Richtung Dielen? Womöglich, aber lieber nicht über den Sommer reden, das schleift sich sonst wieder ein und dabei ist das nichts, was ich beeinflussen kann; das kommt zu mir wie in Wellen, ein alter Fingerabdruck inklusive. Einer mitten im Gesicht, auch wenn ich versuche, mich von den anderen ansprechen zu lassen.

Für Verfallsbescheinigungen geht es in die fünfte Etage, daran ist nichts schlimmes, das geht dann irgendwie nur einmal im Jahr so lange wegen derselben Sache. Es könnte eine Nachricht geben an irgendjemanden. Blutwerte, Blutabnahme sogar oder eher bestimmt ein anderes Mal. Meine Beine eingepackt in Baumwolle, als hätte man noch nie etwas anderes gesehen. Es pulsiert im Blut, also dieser normale Verfall, sie lassen sich uns hinsetzen, bitte etwas herumdiskutieren. Das Klacken der Ikeabügel an der Kleiderstange, das hat wohl niemand vermutet. Meine Mutter, die früher sagte, es sei normal, sie holen sich nur die Überweisungen ab für jeden Monat und dann nicken sie und man will nichts sagen, weil es der Respekt vor dem Alter so verlangt, aber es gibt da eine Schlange, in der man sich anstellt. Am meisten stört mich daran meine fürchterliche Spießigkeit im Kleinen, ich sollte wirklich niemals Mutter werden.
Man sitzt an einer Stelle wirklich, der Magen rumort, auch das ist egal, man kann dabei wieder die kalte Stadt beobachten, nebenbei raten, was das für Musik ist, als wäre man verkatert, dabei hat man nur sehr kurz geschlafen, eben, weil das reden einfach überfällig war, eigentlich wollte man viel mehr dokumentieren, hat es dann aber doch kaum und es gibt an dieser Stelle in meinem Körper keine Gegenwehr, kaltes Leder. Beobachten, wie das Haus gegenüber wieder gesundwächst, da sind noch tiefe Wunden und Johnny Cash, der die seinen besingt. Dann die Schwierigkeit zu unterscheiden, was die eigentliche Problematik ist: der Nieselregen, den man am Dach sehen kann oder die feste Überzeugung, dass das Regen ist obwohl die Hänge auf der anderen Seite voller Schnee sind? Ich wollte das eigentlich alles immer anders sehen und lesen, aber eventuell liest da jeder etwas anderes hinein.

(Silversurfer)

Dann der Gedanke an Paris und London in umgekehrter Reihenfolge und die Zugfahrt dazwischen, das wären die kleinen Wege unter dem Kanal. Lass es sein, das geht alles vorbei und das vorbei macht es nicht gut, es macht es noch nicht einmal schlecht. Später kann ich dann wieder erzählen davon wie ich mir das alles vorgestellt hatte, also eigentlich und was ich sehe in dem Spiegel hier, was es ausmacht, was hätte werden können, dann werde ich traurig und sehe, dass ich S noch antworten muss und dass ich nach Hamburg will und dass ich jetzt wieder so unruhig bin, weil Hamburg Meer verspricht und ich immer an einem Kanal wohnen wollte, aber das wohl nie funktionieren wird, wie das in meinem Kopf war.

(Air - Alone in Kyoto)

Die alten Freunde sind weg, die von vor Jahren und vor dem ganzen Drama und manchmal weiß ich nicht, ob ich die Schuld, die ich durch mein wegstoßen von ihnen auf mich geladen habe, eigentlich irgendwo abtragen kann. Oder geht das überhaupt nicht? Im Tatort gestern noch der Bodensee, auf der anderen Seite Meersburg und in meinem Kopf immer dieses Aussprechen von Konstanz wie sie es da unten tun, mit “scht” und wie wohlig sich das immer angefühlt hat. Ich muss wieder dort hin.
Das Herzrasen beim Arzt wenn ein Name aufgerufen wird, der so ähnlich klingt wie meiner und die Gedankenburgen, die man darumbaut. Man könnte wirklich krank sein, wieder dieses unfassbare Schuldbewusstsein.

(Placebo - Running up that Hill)

In meinem früheren Leben, dem, das meine Seele manchmal zu konstruieren versucht, obwohl mein Kopf weiß, dass das nicht funktioniert, muss etwas verschütt gegangen sein. Ein Abtragen vom Leben könnte das gewesen sein, ein Erinnerungsfaden, der sich wie Metastasen in meinem Körper breitgemacht hat; später sollte ich spazieren gehen, es wird mittlerweile später dunkel, musste an das Licht in Schweden denken und wie sehr man das aufsaugt.

(Athlete - Chances)

Und woanders leben, was ist daran so schwer? Das bisschen Wut, das man mit sich herumschleppt, wie jeden Monat Blut abnehmen, ich hätte es einfach machen sollen, wieder. Wo das hinführt weiß ich nicht, das weiß ich schon lange nicht mehr, eher: ich wusste es noch nie. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass es besser wird als das jetzt, das ich trotzdem zu kultivieren versuche, aber das sind tiefliegende Wolken, da kommt die Sonne oft nicht durch. Der Versuch, zu rekapitulieren, wo das herkommt und wieso ich immer noch nicht aufgegeben habe, ist das eine chronische Sinusitis im Kopf oder worum geht es hier eigentlich, wenn ich das Gefühl habe, ich kann immer schlechter hören und atmen und fühlen überhaupt, auch wenn der Filter weg ist und es wehtut, man sich schon so ausgeblutet hat, dass du das endlich mal als Kompliment sehen solltest ohne es in Frage zu stellen, weil du dich damit immer nur und noch in Frage stellst.

(Pete Doherty - Last of the English Roses)

Das geht nicht vorbei, das wird nur anders.
Lass mal sein, es tut wirklich kaum noch weh, das ist dein Phantomschmerz und meine Beharrlichkeit. Nein, ich wollte nicht mehr vom Sommer reden, klar, es funktioniert ja auch so gut, nämlich gar nicht. Irgendetwas stiehlt mir die Zeit, auch wenn ich nicht weiß in welcher Ebene und wer das ist, aber meine Sanduhr läuft immer schneller ab, das hier ist kein Schachspiel, Schachmatt war ich im August, September, Oktober, Dezember. Da war nichts mit Ausgleich, da gab es nur Resignation, nein, ich mag wirklich nicht vom Sommer reden gerade, da wird ein neuer kommen und er wird frisch sein, mich wird frösteln. Es geht um die Angst davor, alleine zu sein, wenn man alt ist, weil man sich etwas anderes ausgemalt hat. Mit X am Strand stehen, nach Hause kommen und X fällt einem in die Arme und umgekehrt, sich mit X streiten und trotzdem zusammen sonntags rausgehen und vielleicht leben; mit X in Cafés in anderen Ländern sitzen und fotografieren, wie verloren breit Xs Rücken aussieht im Gegenlicht. Das sind Filme im Kopf, sie sind gefährlich, Harmonie bleibt nicht auf Dauer, X hat verschiedene Schichten, kann an verschiedenen Orten gefunden werden. X tut weh, es gibt diesen ominösen Menschen für einen allein nicht. Und trotzdem wickelt man sich in die schizophren schützende Folie eines und wenn doch ein, bis man sich mal wieder eines besseren belehren lässt und der andere wieder in die Beine in die Hand nimmt und rennt, weg. When they really get to know you they will run. Ja, ich weiß.
Dann setzt man Kommata an den falschen Stellen und geht die falschen Türen aus den Wohnungen hinaus, man steigt Treppen und nimmt nicht den Fahrstuhl, man muss es schmerzen fühlen können. Wobei, das alles hier ist zu ungeordnet und zu kompliziert, man sollte wieder gehen, sowieso. Nichts anderes. Mehr.

2 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich bin gerad auf dein Blog gestoßen und bin hängengeblieben am Bodensee, Konstanz und dem "scht".
    Ich mag es hier. Und deine Sprache.

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  2. ..und natürlich das Meer, das ist hier überall..

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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.

ich danke dir.