Montag, 25. März 2013

is this darkness of the dawn

Untitled by smallcutsensations

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Wie sie dann immer davon erzählen, man hätte sich sein Leben wohl besser einteilen sollen, eine Art Häppchen für unterwegs - aber das funktioniert doch nie. Gespräche über das Alter, in dem man Kinder in die Welt setzen sollte und mein Weisheitszahn, der schmerzt und drückt und schiebt, dass ich halbschreiend im Badezimmer kauere und mein Mitbewohner mir währenddessen ein paar Anekdoten erzählt. Das muss wohl dieses Alter sein, was man frühes Erwachsenenalter nennt, aber ich wollte nie so schrecklich erwachsen sein und ich wollte nie ohne Perspektive durchs Leben gehen müssen, ich wollte erstmal ein Leben leben, von dem ich auch stolz erzählen kann, ich wollte erstmal gesund werden und meine Psyche kontrollieren können, bevor ich mich auf etwas einlasse, das andere Lebewesen an mich koppelt. Weil ich mir nicht Gedanken darüber machen möchte, wann und ob sie gehen und wie schnell sie das tun, wenn sie wissen, was ich bin, meine Essenz viel mehr. Weil ich nicht möchte, dass sie nur in meiner Dunkelheit leben müssen sondern dass sie auch in meinem Licht baden können. Momentan benötige ich das für mich selbst und gebe das nur ausgewählt weiter. Vielleicht strahlt es ja in das Dunkel hinein, aber das konnte ich ja noch nie so wirklich einschätzen.


vierunddreißig
Ich hatte ihr ein paar Tage vor der Sitzung eine Nachricht geschickt und sie nickte mich deswegen an, als wir beide Platz genommen hatten. Früher war das das verlorene Sitzen auf dem großen Sofa und meine Wiederholungen, im Nacken die Hausarbeit, ihr Blick, als ich sage, ich habe alles nochmal verworfen und schreibe neu, Abgabe Mittwoch.
Wir reden über Abnabelungsprozesse, die sind wohl wirklich unumkehrbar, der therapeutische Brief an meine Mutter ist immer noch auf keinen Papier, ich erzähle ihr über unsere Art der Kommunikation, ob man das Liebe nennen kann, frage ich, ob man das jemals Liebe nennen konnte, das will ich wissen, aber es wird darauf nie eine Antwort geben. Welche Reaktion hätten Sie sich denn gewünscht? Eine ernstgemeinte Nachfrage, vielleicht eine Frage, wie es mir geht, vielleicht auch mal Interesse, selbst wenn es nur geheuchelt ist, so wie bisher. Und wenn sie das gemacht hätte? Wäre ich misstrauisch gewesen, so wie bei allen, die einfach so auf mich zukommen und freundlich zu mir sind. Wieso bei ihrer Mutter? Weil das bisher immer ein Trick zu sein schien. Weil es mir danach immer schlechter ging als vorher.
Dann ein Reden über eine meiner Phobien. Eine Konfrontationstherapie machen Sie also, das ist gut. Alles in Schritten, alles in meinem persönlichen Tempo. Vor allem bei erlernten Phobien ist das wichtig, aber Sie stellen sich, das ist gut. Die Frage, wie viele es nun eigentlich sind. Wie stark anerlernt sie sind, wie tiefgreifend die Erlebnisse sind, wegen denen sie überhaupt erst entstehen konnten.
Vor dem Fenster heute keine Krähen, es war am Vormittag sonnig, wir sprachen über einen Vogel, der immer merkwürdige Geräusche macht, wie sie deswegen das Flügelfenster schloss. In meinen Augen: Komposition, Lichtspiele in meiner Iris, Jalousien, eigentlich hässlich - hier passend. Wir lachen ein wenig, dann lachen wir viel. Und am Ende komme ich an beim Erzählen über dieses Projekt, das seit mehr als einem Jahr in meinen Venen schwillt. Die Abwesenheit der Dinge also. Ein skizziertes Hören, Sprechen, sie sieht interessiert aus. Ich rekonstruiere ein paar Menschen und ich glaube, meine Mutter dürfte diesen Text, wann auch immer er fertig ist, nie lesen, nie. Wieso? Weil er sich damit beschäftigt, ob erst mit dem Tod eine Art Abwesenheit entsteht oder ob man schon im Leben abwesend sein kann, ob und wann man je da war und wieso man sich entschließt, zu gehen. Ob man jemals eigentlich sein kann. Sie klingt sehr fasziniert, ich bin auch ein bisschen begeistert, rede mich in positive Rage, bekomme Lust, weiterzuschreiben oder besser gesagt, wieder anzufangen. Womöglich kann ich erst richtig abschließen mit zweitausendelf, wenn ich diesen Text fertig habe. Oder aber, ich kann erst mit mir weitermachen, wenn das alles aus mir herausgesprudelt ist.
(Anfangen wäre gut. Oder wieder anfangen.)

Am Ende schütteln wir die Hände, wie jedes Mal, fester Händedruck, gelegentlich weiß ich nicht, wann ich loslassen soll. Wir reden vor der kommenden Sitzung nochmal, vielleicht ist dann gutes Wetter für meine Lichtstudien. Vielleicht.


P.S.: Apropos Blog
Google Reader und Google Friend Connect werden sterben, wie wir wissen. Eine Möglichkeit, auf dem Laufenden zu bleiben ist bloglovin. Folgen könnt ihr dort. (Oder mit einem RSS Reader eurer Wahl.)

I'll wait
so show my why you're strong
ignore everybody else
we're alone now

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ich danke dir.