Donnerstag, 21. November 2013

gold dust

Untitled by smallcutsensations

Untitled by smallcutsensations

Untitled by smallcutsensations

Ich kann immer nur sagen wie das für mich war. Wie groß das schwarze Loch in meinem Kopf, wie tiefgreifend sein Kollaps war und wie groß seine Überreste sind. In all dem hatte ich Glück: zur richtigen Zeit die richtigen und sicherlich auch die falschen Menschen. Aber das tut nichts zur Sache.
Als ich begann, über das schwarze Loch in meinem Kopf zu bloggen (einige werden es auch unter dem Begriff „schwarzer Hund“ kennen), war das echt einfach für mich. Schreiben hat für mich immer ein Erfahren, Erleben, Verstehen, Interpretieren und potenziell auch Abschließen bedeutet. Wenn ich im Nachgang die Sprache von damals mit der von heute vergleiche, ist da schon ein großer Unterschied zu sehen, gelegentlich bin ich auf den Kopf und die Sprache von damals neidisch. Ich kann das nicht mehr in dem direkten Ausmaß. Man abstrahiert jetzt nicht mehr so viel, man codiert auch nicht mehr so viel. Das macht die Dinge leichter für mich selbst und gleichzeitig irritieren sie. Aber diese Sprache möchte ich nicht zu dem Preis, den ich damals dafür gezahlt habe. Ich finde es gut, ohne all die Filter zu leben beziehungsweise leben zu können, die ich vorher um mich herum angesammelt hatte.

Es gibt in Deutschland teilweise noch Ressentiments gegen an Depression erkrankte Menschen, mich regt das immer noch auf. In einer Dokumentation habe ich mal einen nun wieder genesenen Mann über seine Erkrankung sprechen hören, wie aus ihm schon zu Beginn herausbrach, dass die Aufarbeitung der Elemente, die zur Krankheit geführt haben, das Beste war, was ihm passieren konnte, dass er jetzt ein Mensch sei, der sich, im Gegensatz zu einigen anderen Menschen, sehr gut kennt. Dass er aber noch nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschen würde, dieselbe Diagnose zu bekommen wie er. Dass man wohl zeitlebens, mindestens aber noch ein paar Jahre nach der Genesung ein Botschafter für den Umgang mit Depressiven bleibt. Ich könnte dem nicht noch mehr zustimmen als ohnehin schon. Und da ist es doch wieder wie bei anderen Krankheiten - wenn man etwas mal durchlebt hat, ist es trotz allem nicht komplett aus dem Körper heraus. Vor allem bei psychischen Erkrankungen, so zumindest mein Gefühl, muss man immer noch erklären, rechtfertigen oder sich verteidigen.
Man bleibt wohl zeitlebens Botschafter für seine Variante der Erkrankung. Man hat ein Bewusstsein dafür, dass Rückfälle geschehen können, aber man wartet nicht auf sie. Gelegentlich weiß ich nicht, wie ich darauf reagieren soll, wenn man mich fragt, was zu tun ist. Ich bin kein Therapeut, ich kann nur sagen, was mir geholfen hat. Dazu muss man sagen, dass ich fast zehn Jahre lang daran gescheitert bin, herauszufinden, was das eigentlich ist.

Dann sind da noch die Leute, die proklamieren, man wäre, weil man etwas überwunden hat, immer noch ein verrückter Mensch, jemand mit Vorbelastung. An dieser Stelle mag mir ein Vergleich erlaubt sein - hat man nach einem erfolgreich verheilten Knochenbruch immer noch einen gebrochenen Knochen? Hat man nach einer erfolgreichen Heilung nicht auch da wieder die Möglichkeit, sich den Knochen an der gleichen, gar an derselben Stelle zu brechen? Und woher kommt es, dass sich manche Menschen so merkwürdig von Narben angezogen fühlen? Das weiter auszuführen, würde zu weit gehen.
Wenn ich hier und dort noch darüber schreibe, wie es mir erging oder wie es sich jetzt anfühlt, dann mache ich nichts anderes, als meine Narben zu beschreiben. Sie sind noch vergleichsweise frisch - sicherlich fällt man von Zeit zu Zeit noch in alte Muster zurück - und ziemlich wetterempfindlich, aber es gibt nichts besseres, als zu spüren, wie weich diese neue Haut ist. Ich muss sie eben nur öfter eincremen als die alte.

1 Kommentar:

hej. alles, was du sagst, ist wichtig.

ich danke dir.