

meine haut, fast so dünn wie libellenflügel
oft kann ich durch sie hindurchsehen
drei
wir nehmen mein leben auseinander, alles schön in fünfjahresschritten. meine therapeutin hat sich die haare neugefärbt, am ansatz sind sie noch dunkelroter als sie es vorher waren. wir reden über prägende menschen in meinem leben, prägende situationen, wir reden darüber, zu was ich mich, die anderen und das leben im rückschluss gemacht habe. es gibt pläne und oberannahmen, die sich daraus ergeben. und daraus wiederum meine verhaltensmuster. früher haben die gut funktioniert, eben um alles schlechte, was sie erlebt haben, weiterhin von sich wegzuhalten. ich schlucke. wir werden uns in der therapie anschauen, inwieweit diese annahmen noch zutreffen, ob man wirklich dieses grundmisstrauen, diese grundangst vor anderen menschen haben muss. in meinem kopf gehen die gedanken herum, ich würde meiner therapeutin gerne einen (internen) spitznamen geben, einen, der gut passt. sie sind sehr dünnhäutig. ich denke an ein wir sind helden lied, denke daran, dass ich nie ein dickhäuter war, irgendetwas muss das sein, was mich an die farben rot und braun erinnert. vielleicht komme ich noch zu einem spitznamen. wir können darüber gerne noch in der nächsten sitzung reden, meist hebt sich der teppich, der über allem liegt, erst, wenn man einmal einen anstoß hat, ihn weiter aufzurollen; aber wie ich schon sagte, das meiste machen wir in der therapie.
nächste woche wäre das die letzte sitzung vor der antragsstellung und dann müssen wir warten. die mühlen der deutschen bürokratie mahlen langsam(st).
mittlerweile traue ich keinem arzt mehr. sprechstundenhilfe und chef sind sich wohl uneinig darüber, was ein konsiliarbericht ist. erst wird man von ein und demselben arzt weggeschickt, weil die psychischen probleme ja keine wirklichen probleme seien und "draußen im wartezimmer leute mit wirklichen krankheiten sitzen" und jetzt auf einmal alles ganz gründlich gemacht werden soll, inklusive blutbild. was so eine überweisung von einer institutsambulanz alles bewirken kann. ja, ich bin wütend, weil ich auf einmal drei wochen auf einen termin warten soll. diese drei wochen verzögern die antragsstellung, ergo meinen wirklichen therapieanfang, denn bis jetzt war das alles eine erweiterte anamnese und ein herantasten an die therapiesituation und so richtig geht das erst mit dem ok der krankenkasse. ich versuche, an den drei wochen noch etwas zu drehen, denn, wie ich schon gelernt habe, ist jeder tag, an dem ich so vor mich hinexistiere, wie ich das momentan tue, ein verschenkter tag. und diese wut kann ich einfach nicht mehr ablegen, vorhin habe ich das noch in wut auf mich umgekehrt, auf meine naivität, meinen glauben an aussagen anderer leute. erste sitzung, mein wohl bitterster satz: ich komme nicht klar mit der unberechenbaren komponente mensch.
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hej. alles, was du sagst, ist wichtig.
ich danke dir.